h1. Lektion 5 – Völklingen Weltkulturerbe und die Saar ...
... geprägt durch die Montanindustrie. 1873 wurde das Stahl und Eisenwerk im saarländischen Völklingen gegründet, 1881 kauften die Gebrüder Röchling die vorher bereits stillgelegten Anlagen und nahmen wenig später den ersten Hochofen in Betrieb. Röchling wurde zu einem bedeutenden Produzenten von Eisen und Stahl, auch dank immer neu entwickelten Produktionsverfahren. Das Unternehmen konnte grosse wirtschaftliche Höhenflüge verzeichnen, vor allem auch in beiden Weltkriegen. Aber sowohl im 1. wie im 2. Weltkrieg wurden Zehntausende von Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern eingesetzt, und viele starben unter schwersten Arbeits- und Lebensbedingungen. An ihre Schicksale erinnnert die 2018 vom französischen Künstler Christian Boltanski geschaffene sehr eindrückliche und zum Nachdenken zwingende Installation «Erinnerungen / Souvenirs / Memories», die im heutigen Weltkulturerbe Völklinger Hütte eingebettet ist. Obwohl 1952 die Hütte ihren Produktionshöchststand erreicht hatte, sorgten folgende Stahl- und Eisen-Krisen für immer schneller kommende Umstrukturierungen und Umgesellschaftungen, schliesslich die Stilllegung der Roheisenphase 1986. Danach wurde dieser Teil als Industriedenkmal unter Denkmalschutz gestellt und Anfang der 1990er-Jahre der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Seither finden auf dem Gelände verschiedenste Kulturveranstaltungen statt. Das Spektrum reicht vom Open-Air-Rockkonzert über Kammermusik bis hin zu Ausstellungen über Mensch, Natur und Technik. 1994 bezeichnete die Unesco die Roheisenerzeugung der Völklinger Hütte als 1. Industriedenkmal aus dem Zeitalter der Industrialisierung. Einige der wichtigsten Anlagen können besichtigt und bestiegen werden, u. a. Sinteranlage, Erzhalle, Möllerhalle, Hochofengruppe, Winderhitzer, die weltweit einmalige Hängebahnwagen-Förderanlage, Gichtbühne, Hochofengruppe, Kokerei und die vielen Handwerke, bzw. Gewerbebetriebe. Sie ergeben anschauliche Eindrücke von der körperlichen Schwerstarbeit in diesen gigantischen Industriekathedralen und Hallen. Ein besonderes Denkmal, das an diese Zeit erinnert, ist ein übergrosses Sgrafitto an einer nahen Hausfront, das einen der letzten (türkischen) Eisenarbeiter in der Völklinger Hütte zeigt.
An den teils erstaunlich steilen und sonnigen Abhängen zum Saar-Fluss wachsen seit Jahrhunderten, also schon vor der grossen Eisen- und Stahlzeit in dieser Region, Rebengewächse. Weisse Weine werden vor allem gekeltert. Die Vaso-Studierenden nahmen Kostproben davon, auch um während der «strengen» Bildungsreise etwas für den Gaumen zu tun. Auch der Blick auf die landschaftlich reizvolle Saarschlaufe diente der geistigen Erholung.