Stadtrundgang in Bern
Am 22. Mai konnte die mehrmals verschobene Veranstaltung mit 25 Teilnehmenden endlich stattfinden. An einer politischen Stadtwanderung erklärte uns Claude Longchamp, ehemals GFS, Politologe und Historiker, die Besonderheiten der rot-grün regierten Bundesstadt. Erste Station war natürlich beim Volkshaus, dem heutigen Hotel Bern, historischer Versammlungsort der bernischen Arbeiterbewegung. Weiter führte der Rundgang u. a. über den Rathausplatz zu dem seit geraumer Zeit von Autos befreiten und neu gestalteten Bundesplatz zurück zum Bahnhofplatz, mit dem imposanten Baldachin. In regelmässigen Umfragen kommt zum Ausdruck, dass die Bewohnenden Berns die hohe Lebensqualität in dieser Stadt sehr zu schätzen wissen. Die Zufriedenheit gegenüber den Behörden äussert sich auch dadurch, dass eine Mehrheit der Stimmbevölkerung deren Abstimmungsvorlagen praktisch immer gutheisst.
Gemäss Claude Longchamp kann das rot-grüne Bern als die linkste Stadt der Schweiz bezeichnet werden. Im Jahre 1992 gelang es dem neu formierten Bündnis Rot/Grün/Mitte (RGM), damals bestehend aus SP/Grünen/Grüne Freie Liste/EVP, erstmals eine Mehrheit zu erreichen, sowohl im Gemeinderat (Exekutive) wie auch im Stadtrat (Legislative). Diese rot-grüne Vorherrschaft dauert bis heute an. Nach dem historischen Wahlsieg von 1992 hatte Bern erstmals eine Frauenmehrheit in der Exekutive, und dies während insgesamt 12 Jahren.
Bei den letzten Wahlen 2020 gingen 55 von 80 Sitzen im Stadtparlament an Parlamentarierinnen, was einem rekordhohen Frauenanteil von 69 Prozent entspricht. Erwähnenswert ist auch, dass Rot/Grün/Mitte in den Wahlen 2020 seine Mehrheit weiter hat ausbauen können, 4 rot-grünen Exekutivmitgliedern (wovon 2 Frauen) steht nun lediglich noch ein bürgerlicher Gemeinderat (CVP) gegenüber.
Die diesjährigen Gesamterneuerungswahlen im Herbst versprechen spannend zu werden, da sich die bürgerlichen Kräfte, von GLP bis SVP (!), allerdings mit ziemlichen Nebengeräuschen, erstmals zu einer Listenverbindung für die Gemeinderatswahlen zusammengerauft haben, um sich voraussichtlich 2 Sitze in der 5-köpfigen Exekutive sichern zu können. Die EVP hat sich nun ebenfalls dem Bürgerblock angeschlossen. Die Stadtregierung wird im Proporzverfahren gewählt. Zudem fordern die Sozialdemokraten den amtierenden Stadtpräsidenten, Alec von Graffenried von der Grünen Freien Liste, mit einer Frau heraus, und dies innerhalb des rot-grünen Bündnisses.
Bei einem gemütlichen Umtrunk im Generationenhaus, dem ehemaligen Burgerspital, klang die äusserst interessante Bildungsveranstaltung, welche von Renato Mazzocco organisiert worden war, aus.
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Hinweis: Falls jemand von dieser Stadtwanderung Fotos hat, würden wir diese gerne zur Illustration dieses Berichtes verwenden. (senden per E-Mail).